Hermann Josef Herzenskron
Hermann Josef Herzenskron (eigentl. Herzmakron, *12. Juli 1789, † 18. Jänner 1863) war ein österreichischer Dramatiker, der lange Zeit durch Lokalpossen, Parodien und zahlreiche Übersetzungen und Bearbeitungen französischer Theaterstücke auf den deutschsprachigen Bühnen präsent war.
Biografie
Hermann Herzenskron, durch seine Herkunft aus einem vermögenden Elternhaus finanziell gut abgesichert, konnte bereits während seiner Studienzeit in Wien erste Versuche als Bühnendichter unternehmen. Sein Debüt als Lokaldichter gab er auf Anregung des Theaterdirektors Carl Friedrich Hensler[1] im Jahre 1812 mit dem Lustspiel Modetorheiten am Theater in der Leopoldstadt[2]. Das vermutlich auf Kringsteiners/Müllers komische Oper Die schwarze Redoute zurückgehende Stück wurde ein großer Erfolg, erlebte allein im ersten Jahr mehr als hundert Aufführungen und brachte Herzenskron auch eine zweijährige Anstellung als Theaterdichter an der Wiener Vorstadtbühne ein. Nach heftiger Kritik an seinen darauffolgenden Stücken in diversen Theaterzeitungen zog er sich allerdings für geraume Zeit von der Schriftstellerei zurück. Nach seiner Heirat und der Geburt seiner zwei Söhne Theodor und Viktor begann er sich, ähnlich wie seine Kollegen Ignaz Franz Castelli und August von Kurländer zusehends auf die Bearbeitung ausländischer Bühnenwerke zu fokussieren. Besondere Bedeutung kam hierbei den französischen Lustspieldichtern zu, deren Stücke Herzenskron der allgemein herrschenden Tendenz des einbürgernden Übersetzens folgend den deutschen bzw. österreichischen Zuständen anpasste, um ihnen eine möglichst hohe Bühnenwirksamkeit zu sichern. Seine erste Bearbeitung Der Gang ins Irrenhaus (Originaltitel: Une visite à Bedlam) von Eugène Scribe und Charles-Gaspard Delestre-Poirson[3] (deutsche Erstaufführung 1819 am Theater in der Leopoldstadt) wurde im Dezember 1822 mit sehr gutem Erfolg auch am Wiener Burgtheater[4] aufgeführt und erlebte dort bis 1852 mehr als 60 Aufführungen. Seine originalen Lokalstücke als Hausdichter am Theater der Leopoldstadt fanden bei der Kritik hingegen wenig Gefallen, den Scribe’schen Stoff erachtete die Theaterzeitung allerdings als „vortrefflich ausgeführt – auch im Deutschen mit ebenso vieler Feinheit als Gewandtheit wiedergegeben[5]“. Dadurch ermutigt, ließ Herzenskron eine Vielzahl an Übersetzungen von weiteren französischen Autoren wie Louis-Charles Caigniez[6], Emmanuel Théaulon[7] und Édouard-Joseph-Ennemond Mazères[8] folgen, die allesamt Strategien der einbürgernden Übersetzung aufwiesen und meist am Theater in der Leopoldstadt oder am Theater in der Josefstadt zur Aufführung gelangten. Mitten in einer Art „Scribe-Konjunktur[9]“ rund um die 1830er Jahre wurde seine Bearbeitung von Le plus beau jour de la vie (1825) unter dem Titel Der schönste Tag des Lebens am 27. Jänner 1826 am Wiener Burgtheater erstaufgeführt – dies aber wenig erfolgreich mit nur drei Aufführungen. Die Übersetzung List und Strafe oder die unversehene Wette der älteren einaktigen Komödie La gageure imprévue (1768) von Michel-Jean Sedaine[10] war Herzenskrons letzte Bearbeitung, die es auf die Bühne des Wiener Burgtheaters schaffte.
Neben seiner regen Übersetzungstätigkeit schrieb Herzenskron aber auch zahlreiche humoristische Beiträge, Gedichte und kleinere Szenen aus dem Wiener Volksleben für diverse Journale und Taschenbücher, ehe er sich aufgrund privater Schicksalsschläge in den 1840er Jahren (Scheidung und Tod von Sohn Theodor Herzenskron am 9. Dezember 1844) gänzlich vom Theater verabschiedete. Die Kritiken zu den zahlreichen Übertragungen des regsamen Übersetzers fielen sehr unterschiedlich aus. Gelobt wurden meist die witzige Sprache, bemängelt oftmals Holprigkeiten im Szenenaufbau, die mitunter übertrieben geistreichen Dialoge und eine bemüht pathetische Figurenausgestaltung in Kombination mit einer Verlangsamung des originalen Spieltempos. Herzenskron, mit dem die Zeitgenossen „ein Stück Altwien zu Grabe getragen[11]“ haben, ein unermüdlicher Vielschreiber und überaus fleißiger Übersetzer französischer Theaterstücke, ist heute nahezu in Vergessenheit geraten, obwohl er über 40 Bühnenstücke hinterlassen hat. In weiser Voraussicht veröffentlichte er noch zu seinen Lebzeiten einen Großteil seiner Bearbeitungen in dem sechsteiligen Sammelband Dramatische Kleinigkeiten (1826–1839). Die überaus hochgegriffene Prophezeiung der Leipziger Blätter für literarische Unterhaltung anlässlich des Erscheinens des 3. Bandes dieser Sammlung, es könne sich bei Herzenskron gar um „einen zweiten Kotzebue, einen Besieger Raupach’s“[12] handeln bewahrheitete sich nicht.
Quellen und externe Links
- ↑ https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Carl_Friedrich_Hensler
- ↑ https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Carltheater
- ↑ http://d-nb.info/gnd/121685578
- ↑ https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Burgtheater
- ↑ Allgemeine Theaterzeitung und Unterhaltungsblatt, Nr. 155, S. 620
- ↑ http://d-nb.info/gnd/124998372
- ↑ http://www.deutsche-biographie.de/104275618.html
- ↑ http://d-nb.info/gnd/115694978
- ↑ Ruprecht 1976: 53
- ↑ http://www.deutsche-biographie.de/118795961.html
- ↑ Wiener Zeitung vom 20. Jänner 1863
- ↑ Blätter für literarische Unterhaltung, 24. Juni 1833, S. 721
Bibliografie
Primärliteratur
- Herzenskron, Hermann Josef: Dramatische Kleinigkeiten. 6 Bände. Wien: Tendler [u.a.] 1826–1839.
- Herzenskron, Hermann Josef: Autobiographische Daten auf vorgedrucktem Formulare. Wienbibliothek H.I.N.-26096. URL: https://permalink.obvsg.at/wbr/AC15895244
Sekundärliteratur
- Allgemeine Theaterzeitung und Unterhaltungsblatt, Nr. 155 vom 26. Dezember 1822, S. 619–620. URL: https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb10498664?page=619 (abgerufen am 18. Februar 2025).
- Blätter für literarische Unterhaltung, Nr. 175 vom 24. Juni 1833, S. 721. URL: https://digital.slub-dresden.de/werkansicht?id=5363&tx_dlf%5Bid%5D=89937&tx_dlf%5Bpage%5D=739 (abgerufen am 18. Februar 2025).
- Mansky, Matthias: Werkbibliographie Herzenskron: https://www.matthiasmansky.com/wp-content/uploads/2019/06/Werkbibliograhie-Herzenskron.pdf (abgerufen am 14. Februar 2025).
- Sterbebuch, 03-085, 08., Alservorstadtkrankenhaus: https://data.matricula-online.eu/de/oesterreich/wien/08-alservorstadtkrankenhaus/03-085/?pg=16 (abgerufen am 14. Februar 2025).
- Tumfart, Barbara: Eugène Scribes Theater im Taumel der Gefühle. Emotionen in deutschsprachigen Übersetzungen des 19. Jahrhunderts. In: Nestroyana 32, Heft 3/4 (2012), S. 146–162.
- Wettl, Hildegunde: Hermann Josef Herzenskron als Theaterschriftsteller. Wien: Diss. Univ. Wien 1935.
- Wiener Zeitung, Nr. 15 vom 20. Jänner 1863, S. 180. URL: https://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=wrz&datum=18630120&seite=4&zoom=27 (abgerufen am 18. Februar 2025).
Autor
Barbara Tumfart
Onlinestellung: 18/02/2025