Österreichische bildende Künstler:innen in Frankreich (19. Jh.)
In der vorindustriellen Zeit war Italien das obligatorische Ziel von Bildungsreisen vieler europäischer Künstler:innen. Im 19. Jahrhundert avancierte jedoch Frankreich zum bevorzugten Land für Studien- und Arbeitsaufenthalte. Die kurz- und längerfristige Präsenz österreichischer bildender Künstler:innen und ihrer Werke in Frankreich wurde zu einem wesentlichen Teil des kulturellen Austauschs zwischen den beiden Ländern und vieler individueller Kunstkarrieren.
Österreich vor und nach 1867
Kunst aus Österreich oder österreichische Kunst bezog sich im 19. Jahrhundert auf zwei unterschiedlich große Territorien und drei verschiedene Staatsformen. Bis 1804 verstand man darunter die Gesamtheit der Länder unter der Herrscherdynastie der Habsburger. Als Konsequenz der Napoleonischen Kriege wurde 1804 aus diesen Ländern das Kaisertum Österreich unter seinem ersten Herrscher Franz I. geformt. Dazu gehörten unter anderen das Erzherzogtum Österreich sowie die Königreiche Böhmen, Ungarn, Galizien-Lodomerien und 1815-1866 auch Lombardo-Venetien. Als dritte Phase folgte 1867 mit dem österreichisch-ungarischen Ausgleich die weitgehende Reichsteilung in einen österreichischen und einen ungarischen Staat, die jeweils ihre eigenen Kulturagenden verwalteten. Unter österreichischer Kunst verstand man daher von 1867 bis 1918 vor allem die Produktion der deutsch-, tschechisch-, polnisch-, slowenisch- und italienischsprachigen Gebiete der Monarchie („Cisleithanien“). So traten etwa einige der markant frankophilen tschechischen Künstler auf der Weltausstellung in Paris 1900 im nationalen Beitrag Österreichs auf.
Migrationsmotive und -Gruppen

In Paris entstanden im 19. Jahrhundert zahlreiche „Pull-Faktoren“ für die Künstler:innen-Migration. Der weltgrößte Kunstmarkt bot eine enorme Nachfrage nach immer neuen Werken sowie viele Möglichkeiten der Präsentation in nicht-staatlichen Salons, in den vielen neuen Galerien für zeitgenössische Kunst und in privaten Kennerkreisen. Von großer Bedeutung waren auch die Pariser Weltausstellungen von 1855, 1867, 1878, 1889 und 1900, an denen sich stets zahlreiche österreichische Künstler:innen, Designer:innen, Architekten und Bauherren beteiligten. An Architektur wurden etwa 1867 in einer Abteilung über Arbeitersiedlungen – eines der wichtigsten Themen der Industrialisierung und Vorläufer des modernen sozialen Wohnbaus – innovative Arbeiterwohnhäuser der Textilfabrik Johann Liebieg im böhmischen Reichenberg/Liberec gezeigt. Auch der konstruktive Ingenieurbau und die neuartigen Eisenbetonkonstruktionen waren zentrale Themen der Architekturdebatte des Industriezeitalters. Sie wurden in Österreich-Ungarn bereits im 19. und frühen 20. Jahrhundert von führenden Eisen- und Eisenbeton-Baufirmen wie Ig. Gridl und Ed. Ast standardmäßig angewendet und beispielsweise auf der Exposition universelle in Paris 1900 präsentiert. Angereiste österreichische Architekten und Ingenieure konnten dazu in Frankreich avancierte Beispiele kennenlernen (Gustave Eiffel, Joseph Monier, François Hennebique).

An innovativen Strömungen der Bildkunst waren in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts unter anderem die französische Plein-Air-Malerei und die Schule von Barbizon, der Realismus von Gustave Courbet, der Impressionismus, der Pointillismus (Divisionismus), der Symbolismus, der Postimpressionismus, die Malerei der Nabis und der Art Nouveau wichtige Migrationsmotive (Pull-Faktoren) für Maler:innen und Grafiker:innen aus Österreich. Viele österreichische Künstler:innen fühlten sich aber nicht nur von der schillernden Großstadt und ihrem vibrierenden Kunstbetrieb angezogen. Sie wollten oft auch an jenen bukolischen ruralen und lichterfüllten maritimen Orten leben und arbeiten, an denen sich die zivilisationskritische französische Avantgarde von Rousseau, Corot und Millet bis zu Van Gogh, Gauguin und Cézanne entwickelt hatte.
Im Bereich der Kunstausbildung gewannen in Paris zahlreiche private Kunstschulen, an denen liquide Ausländer:innen studieren konnten, gegenüber den staatlichen Institutionen stark an Bedeutung. Österreichische Künstler:innen lernten anstelle eines akademischen Studiums oder zusätzlich zu ihrer in Wien abgeschlossenen Ausbildung gerne an solchen Pariser Instituten. Dabei bevorzugten sie die „Académies“ Carmen, Colarossi, Grande Chaumière[1], Julian, Ranson, Russe und Vitti.
Die größte Gruppe der österreichischen bildenden Künstler:innen in Frankreich bilden jene, die dort – mitunter jahrelange – Studien- und Arbeitsaufenthalte verbrachten. Nach ihrer Rückkehr beeinflussten sie die Kunstentwicklung in Österreich (-Ungarn) maßgeblich. Einer kleineren Gruppe von Künstler:innen, die sich vor 1914 in Frankreich niederließ, gelang die erfolgreiche Assimilation im Pariser Kunstbetrieb. Einzelne von ihnen – wie der Maler Mihály von Munkácsy (Michael Leo Lieb) oder der Grafiker Alfons Mucha – konnten sich dort sogar Prominenz und einflussreiche Stellungen erarbeiten.
Österreichische Kunstschaffende in Frankreich 1848 bis 1900
Bis zu den europäischen Revolutionen von 1848 lebten nur wenige österreichische Künstler:innen in Frankreich. Studierende schulten sich damals bevorzugt an der klassischen Kunst Italiens. Mit diesen Kenntnissen fanden viele von ihnen ein Auskommen im dauerhaften Dienst österreichischer und ungarischer Fürsten oder des Kaiserhofes. Bis um 1850 zählte dazu auch eine Anzahl frankophoner Architekten, darunter Isidore Carnevale (Isidor Ganneval), Louis de Montoyer, Charles de Moreau[2] und Louis de Rémy[3]. Von den 1850er Jahren bis zur Jahrhundertwende stieg jedoch die Präsenz von österreichischen Künstler:innen und ihren Werken in Frankreich kontinuierlich an.
Der Kunsthändler Charles (Karl) Sedelmeyer


Als Pionier der Verbreitung von Werken österreichisch-ungarischer Künstler in Frankreich wirkte der Kunsthändler Charles (Karl) Sedelmeyer, der 1866 aus Wien nach Paris zog. In seiner Galerie nahe dem Künstlerquartier Montmartre in der Rue de la Rochefoucault Nr. 6 präsentierte und verkaufte er erfolgreich Bilder von Václav Brožík, Eduard Charlemont, Vojtěch (Adalbert) Hynais, Eugen Jettel, Mihály von Munkácsy, Julius von Payer, August von Pettenkofen, Rudolf Ribarz und Otto von Thoren. Als einer der ersten marchands d’art band er Maler durch Verträge mit regelmäßiger Lohnzahlung gegen Überlassung der gesamten Produktion des Künstlers an sich. Beispielsweise war der deutsch-ungarische Maler Mihály von Munkácsy (Michael Leo Lieb) – begeistert von der Weltausstellung 1867 und dem Realismus von Gustave Courbet – 1871 nach Paris gezogen, bevor Sedelmeyer ihn 1878 auf zehn Jahre verpflichten konnte. 1875 holte er den mährischen Maler Eugen Jettel nach Paris. Jettel stellte seine Landschaften, die deutlich von der niederländischen Schule und der École de Barbizon beeinflusst waren, auch im Salon des Champs-Élysées und im Salon du Champ-de-Mars aus.
Plein-Air-Malerei und Realismus

Als einer der ersten österreichischen Maler des 19. Jahrhunderts verbrachte August von Pettenkofen, der noch im Biedermeier ausgebildet worden war, 1852/53 einen längeren Studienaufenthalt in Paris. Dort lernte er die Plein-air-Maler von Barbizon kennen, die im Wald von Fontainebleau arbeiteten. Pettenkofen unternahm insgesamt 18 Reisen nach Frankreich. Um 1850 gründete er im ländlichen Szolnok, rund 100 km südöstlich von Budapest, eine allsommerliche Malerkolonie. Dort begeisterte er etliche junge Maler:innen für die französisch inspirierte Freiluftmalerei. Einer der Besucher war der Offizier und Maler Otto von Thoren, der sich 1870 in Paris niederließ, wo er bis zu seinem Tod 1889 lebte, arbeitete und ausstellte. Seine Bilder vom Seebad in Trouville-sur-Mer an der Küste der Normandie entwickelten seine ursprüngliche Orientierung an den Landschaftsmalern von Barbizon weiter in Richtung Impressionismus.

Zwei weitere österreichische Freiluftmaler, die sich vor Ort über die Schule von Barbizon informierten, waren Rudolf Ribarz (1876-1892 in Paris, Freundschaft mit Charles Daubigny[4] und Jules Dupré[5]) und Theodor von Hörmann (1886-1890 in Paris und Barbizon). Auch der Realismus Gustave Courbets fand österreichische Nachfolger, unter anderem in den Landschaften und Stillleben von Carl Schuch, der von 1882 bis 1894 in Paris lebte.

Für Künstlerinnen, die vor 1919 noch nicht an der Wiener Akademie der bildenden Künste studieren durften, boten die privaten Kunstschulen und Künstlerkolonien sowie individuell gestaltete Studienaufenthalte in Paris alternative Ausbildungsmöglichkeiten. Tina Blau-Lang, die 1874 in Szolnok malte, wurde aufgrund ihrer Erfolge (unter anderem bei der Wiener Weltausstellung 1873) zum Pariser Salon von 1883 eingeladen, wo sie eine Mention honorable errang. Im Zuge ihres dortigen Aufenthalts malte sie stimmungsvolle Bilder aus dem Tuilerienpark. Auch Emilie (Mediz-) Pelikan hatte in Malerkolonien gelernt (Dachau, Knokke), bevor sie 1889 und 1890 in Paris als freie Künstlerin mit ihrem Ehemann Karl Mediz lebte. Mediz studierte dort an der Académie Julian. Das Ehepaar zählte zu den ersten symbolistischen Maler:innen Mitteleuropas.
Impressionismus und die Nabis, Wiener Secession und Hagenbund

Die Gründung der Wiener Secession kann unter anderem auch als eine Folge der Frankreichreisen ihrer ersten Mitglieder betrachtet werden. Bereits 1881 bis 1897 arbeitete der Zeichner Felician von Myrbach erfolgreich in Paris und illustrierte unter anderem Werke von Victor Hugo und Alphonse Daudet. 1897 wurde er an die Wiener Kunstgewerbeschule berufen und 1903 Präsident der Secession. In beiden Funktionen konnte er seine Erfahrungen im Pariser Kunstbetrieb an Schüler:innen und Kolleg:innen weitergeben und damit die Rezeption der französischen Moderne in Österreich stimulieren. Der Wiener Maler Wilhelm Bernatzik lernte in den frühen 1880er Jahren bei Léon Bonnat an der École des Beaux-Arts, bevor er sich dem Symbolismus zuwandte und 1897 die Wiener Secession mitbegründete. Ein weiterer Mitbegründer der Wiener Secession war der Maler Max Kurzweil. Er stammte aus Mähren und lebte seit 1891 in Concarneau in der Bretagne. Dort heiratete er die Tochter des Vizebürgermeisters und lernte die Kunst der Schule von Pont-Aven um Paul Gauguin, Paul Sérusier und Maurice Denis kennen. So entstand die erste direkte Verbindung österreichischer Künstler mit den revolutionären Nabis, was die Secession für ihre Ausstellungen mit internationaler Beteiligung nutzen konnte.

Auch der Wiener Maler Josef Engelhart war ein Mitbegründer der Wiener Secession. Er lebte 1891/92 in Paris, wo zahlreiche Bilder vom Nachtleben um den Montmartre ähnlich jenen von Henri de Toulouse-Lautrec entstanden. Schließlich reiste auch Carl Moll, ein weiterer Mitbegründer der Vereinigung, zwecks Ausstellungsorganisationen zwischen 1897 und 1905 (Austritt der Klimt-Gruppe), für die Galerie Miethke (ab 1904) und für die Kunstschau (1908 und 1909) immer wieder nach Paris. Den Höhepunkt der Secessions-Ausstellungen mit französischen Künstlern bildete 1903 die Schau Entwicklung des Impressionismus in Malerei und Plastik, die mithilfe von Wilhelm Bernatzik, dem Pariser Kunsthändler Paul Durand-Ruel, dem Kunsthistoriker Julius Meier-Graefe und anderen zustande kam. Hier waren nicht nur Werke von Monet, Manet und Renoir zu sehen, sondern auch Bilder von Van Gogh und Gauguin. Diese Schau motivierte wiederum zahlreiche junge Künstler:innen der jüngeren Generation moderner Kunst – vor allem jene des frühen Expressionismus – zu Studienreisen nach Paris.


Wie für die Secession war die Verbindung nach Frankreich auch für den 1900 gegründeten Wiener Künstlerbund Hagen von großer Bedeutung. Viele seiner Mitglieder waren bereits vor 1900 in Paris, wo einige von ihnen jahrelang lebten und sich erfolgreich im Kunstbetrieb integrierten. Der Maler Ludwig Ferdinand Graf etwa arbeitete 1892–94 in Paris, wo er die Académie Julian besuchte. In Frankreich lernte er den Impressionismus und die Malerei der Nabis kennen. Ab 1901 inspirierte er mit diesen Erfahrungen seine Kolleg:innen im Wiener Hagenbund. Die Bildhauerin Elza Kövesházi Kalmár reiste – wie viele andere Künstler:innen, die nachhaltig von der französischen Moderne inspiriert wurden – zur Besichtigung der Weltausstellung im Jahr 1900 nach Paris. Dort besuchte sie Auguste Rodin in seinem Atelier, was ihr Werk deutlich beeinflusste. Auch die teils langjährigen Paris-Aufenthalte von Arthur Oskar Alexander (Beteiligung an der Weltausstellung 1900 und am Salon d’automne 1905), Raimund Germela, Gustav Gurschner (Aufträge des Einrichtungshauses Maison Moderne 1897/98), Ludwig Ferdinand Graf, Wilhelm Hejda, Ludvík Kuba, Karl Mediz, Emilie Mediz-Pelikan und Rudolf Schiff beeinflussten in weiterer Folge die Kunstpraxis im Wiener Hagenbund nachhaltig.
1897-1900 lebte auch der Tiroler Maler Max von Esterle in Paris und arbeitete danach im impressionistischen Stil. In seinen Zeichenkursen an der Universität Innsbruck motivierte er ab 1919 zahlreiche weitere Künstler:innen zu Frankreichreisen, etwa Gerhild Diesner.
Österreich auf der Exposition universelle in Paris 1900
Im Jahr 1900 präsentierte sich Österreichs Kunstproduktion auf der Pariser Exposition universelle mit Gebäuden, Themenausstellungen, Installationen, Bildern, Grafiken, Skulpturen und Kunstgewerbe dem globalen Publikum. Alfons Mucha, der schon seit 1889 in Paris lebte, gestaltete dafür ein bekanntes Plakat im Stile des Art Nouveau. Auch einige österreichische Künstler, die in Paris lebten, aber nicht Teil dieser staatsoffiziellen Präsentation waren, nahmen an der Weltausstellung teil. Zahlreiche Künstler:innen reisten aus Österreich an, um die Präsentationen mit aufzubauen, ihre eigenen Werke in diesem Kontext zu erleben, die neuesten französischen Kunstströmungen kennenzulernen oder zu Studienzwecken gleich in Paris zu bleiben.

Wie bereits auf den vorangegangenen Weltausstellungen wurde österreichische Kunst sowohl in eigenen Pavillons gezeigt als auch in Themenausstellungen (Gruppen) für mehrere Nationen in allgemeinen Ausstellungshäusern wie dem Grand Palais. An eigenen Bauten errichtete Österreich unter anderem ein Reichshaus, ein Wiener Restaurant sowie Pavillons der Unternehmen Siemens-Halske und Krupp. Chefarchitekt der österreichischen Bauten war Ludwig Baumann, der seinen Stil je nach Bedarf an Formen des Neobarock oder der Secession anpassen konnte. Otto Wagner, der Begründer der modernen Architektur in Österreich, gestaltete die Installationen der österreichischen Beiträge zu „Gartenbau und Baumzucht“ (Gruppe VIII, Classe 43) sowie „Civilingenieurwesen, Transportwesen“ (Gruppe VI, Classe 28, 29, 30 und 32). Dabei waren unter anderem seine Regulierungsbauten des Wiener Donaukanals und zahlreiche weitere Infrastruktur- und Hygieneprojekte der Stadt Wien zu sehen. In der Gruppe II, die bildende Kunst präsentierte, war ihm in der Classe 10 zur Baukunst eine kleine Personale gewidmet.
Im Grand Palais, das von einer Pariser Architektengruppe unter Charles Louis Girault für die Weltausstellung neu errichtet worden war, präsentierte sich die junge Wiener Moderne erstmals im großen Stil in Frankreich. Der Raum der Wiener Secession (Gruppe II, Classe 7) zeigte unter anderem Werke von Mitgliedern der Vereinigung, die schon vor 1900 in Paris gelebt hatten, nämlich von Theodor von Hörmann (posthum als „erster Secessionist“ bezeichnet), Wilhelm Bernatzik, Eugen Jettel, Max Kurzweil und Felician von Myrbach. Aufmerksamkeit in der Installation von Josef Hoffmann errangen die Werke von Gustav Klimt. In der gleichen Classe präsentierte sich auch das „Comité der in Paris lebenden österreichischen Künstler“ mit Werken von Max von Esterle, Eleonore Hilda, Franz (František) Kupka, Alfons Mucha, Eugenie Munk, Amelie von Rado, Ferdinand Schmutzer, Otto von Thoren und anderen. Ein weiterer Beitrag in dieser Classe stammte vom „Prager Zweigcomité“ mit František Kupka und Alfons Mucha sowie von Adalbert (Vojtěch) Hynais, Emil Orlik und Jaroslav Špillar.

Ebenfalls im Grand Palais konnte sich die Wiener Kunstgewerbeschule als eine der ersten staatlichen Kunstschulen präsentieren, die bereits im Geist der Moderne lehrten. Ihre typisch frühsecessionistische Installation mit frei schwingenden Linien und flächig-floralen Dekorelementen stammte von Josef Hoffmann, der 1897 Mitbegründer der Secession und seit 1899 Professor an der Kunstgewerbeschule war. Unter anderem zeigte hier Emil Puchinger ein großformatiges Wandpaneel für ein Musikzimmer mit einer Szene von Orpheus und Eurydike in einem in Kupfer getriebenen Rahmen.

Puchinger hatte an der Wiener Kunstgewerbeschule studiert, lebte um 1900 einige Zeit in Paris und lehrte 1901-36 einflussreich an der Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt in Wien. Im Raum der Wiener Kunstgewerbeschule bewies unter anderem auch Wilhelm Schmidts Ausstellungsschrank für erlesene Kunstobjekte, dass die Moderne in Österreich bereits Eingang in die breite Produktion von Gebrauchsgegenständen gefunden hatte.
An Bildkunst aus Österreich, die in Paris positiv wahrgenommen wurde, waren auf der Exposition universelle unter vielen anderen Beiträgen auch Werke von Olga Wisinger-Florian[6] zu sehen. Im Kreis um Emil Jakob Schindler auf Schloss Plankenberg bei Neulengbach hatte sie gemeinsam mit Marie Egner und Carl Moll intensive Plein-Air-Malerei nach französischem Vorbild betrieben. Ihr Gemälde „Weiße Rosen“ wurde auf der Weltausstellung mit einer Goldmedaille ausgezeichnet.
Die Exposition universelle 1900 markiert sowohl den Abschluss des 19. Jahrhunderts als auch den Beginn der unwiderruflichen Dominanz der Moderne. Diese war in mehreren ihrer zentralen Positionen von französischen und internationalen Künstler:innen in Paris entwickelt worden. Da die moderne Kunst in Frankreich auch weiterhin gute Arbeitsbedingungen vorfand, zog Paris in den folgenden Jahrzehnten immer mehr Künstler:innen aus ganz Europa an.
Quellen und externe Links
- ↑ https://www.academiegrandechaumiere.com/celebrites
- ↑ https://www.biographien.ac.at/oebl/oebl_M/Moreau_Karl_1758_1840.xml
- ↑ https://frankfurter-personenlexikon.de/node/3016
- ↑ http://www.atelier-daubigny.com/CharlesFrancoisDaubigny.htm
- ↑ https://ville-isle-adam.fr/ma-ville/ville-touristique/les-personnages-celebres/jules-dupre
- ↑ https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Olga_Wisinger-Florian
Literatur (Auswahl)
- Pendl, Erwin: Österreich auf der Weltausstellung Paris 1900. Wien: Hartleben 1900.
- Unter freiem Himmel. Die Schule von Barbizon und ihre Wirkung auf die österreichische Landschaftsmalerei, Ausstellungskatalog. Graz: Neue Galerie 2000.
- Huemer, Christian: Charles Sedelmeyer (1837–1925). Kunst und Spekulation am Pariser Gemäldemarkt. Diplomarbeit, Universität Wien 2001.
- Frodl, Gerbert (Hg.): Stimmungsimpressionismus, Ausstellungskatalog. Wien: Österreichische Galerie Belvedere 2004
- Husslein-Arco, Agnes (Hg.): Wien-Paris. Van Gogh, Cézanne und Österreichs Moderne, Ausstellungskatalog. Wien: Belvedere 2007.
- Husslein-Arco, Agnes (Hg.): Im Lichte Monets. Österreichische Künstler und das Werk des großen Impressionisten, Ausstellungskatalog. Wien: Belvedere 2014.
Autor
Matthias Boeckl
Onlinestellung: 05/12/2024