Rudolf Hradil

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Rudolf Hradil im Atelier in Morzg, Foto: Otto Staindl

Rudolf Hradil, ein österreichischer Maler, Zeichner, Grafiker und Aquarellist gehört zu den bedeutendsten Salzburger Künstler*innen des 20. Jahrhunderts. Seit 1964 war er Mitglied der Wiener Secession. Er lebte und arbeitete in Salzburg und in Wien.

Neben London und Rom war Paris die Stadt, die ihn Jahrzehnte hindurch am meisten zu künstlerischer Auseinandersetzung anregte. Bereits in den 1950er Jahren führten Rudolf Hradil längere Arbeits- und Studienreisen regelmäßig nach Italien und Frankreich. 1951 erhielt er vom französischen Kulturinstitut (Institut français de Vienne) die Zusage für ein Stipendium. Im Mai 1951 reiste er nach Paris und begann an der Akademie Montmartre bei Fernand Léger (Académie Montmartre, Boulevard de Clichy 104) zu studieren. Schon während seines ersten Paris-Aufenthaltes reiste er durch Südfrankreich. In Paris wohnte Hradil im VII. Arrondissement, im Haus Nummer 6, square du Croisic. Dort hatte er eine Mansarde (Chambre de Bonne), in der 7. Etage, mit einer kleinen Dachluke, mit Blick zum Invalidendom, bezogen. Léger beeindruckte den jungen Hradil besonders und prägte seinen späteren künstlerischen Werdegang maßgeblich. Hradil entdeckte dort nicht nur seine Vorliebe für seine immer wiederkehrenden menschenleeren Stadtlandschaften und Trödelmotive, sondern entwickelte dort seinen, für ihn typischen, Kritzelstil.

Biographie

Rudolf Hradil im Haus der Eltern an der Arbeit für eine Collage, um 1952

Rudolf Hradil, geboren am 1. April 1925 in Morzg bei Salzburg kam bereits in seinem Elternhaus mit bildender Kunst in Berührung. Sein Vater war Zeichenlehrer, seine Mutter hatte bei Leo Putz[1] in Weimar Malerei studiert. Während des Zweiten Weltkriegs wurde er zum Militärdienst eingezogen. In der Kriegsgefangenschaft in Italien begann Hradil erstmals frei zu zeichnen.

Nachdem er 1947 im Kunstgewerbemuseum in Wien mit der französischen Moderne in Berührung gekommen war, begann er von 1947 bis 1951 Malerei an der Akademie der bildenden Künste in Wien bei Robin Christian Andersen und Albert Paris Gütersloh zu studieren und besuchte den legendären Abendakt-Kurs bei Herbert Boeckl, der eine Pflichtveranstaltung für Generationen von österreichischen Künstler*innen war. Die Sommermonate verbrachte Rudolf Hradil bei Anton Kolig in Nötsch, in Kärnten.

Reisejahre

Studien- und Arbeitsaufenthalte führten Rudolf Hradil in den 1950er Jahren immer wieder nach Frankreich, Italien und nach Holland. Beeindruckt von Hradils Lithografien vermittelte der Leiter des British Council in Wien 1959 dem Künstler ein Stipendium in London an der Central School of Arts and Crafts (heute Central Saint Martins, University of the Arts London), wo er 1959–1960 die variantenreiche Technik des Radierens erlernte, vor allem die Kaltnadelradierung, die zeitlebens sein bevorzugtes künstlerisches Ausdrucksmittel blieb. Unmittelbar nach seiner Rückkehr aus London richtete er sich in seinem Atelier in Salzburg eine eigene Druckwerkstatt ein. Die Möglichkeit, Druckgraphik in vielen gleichwertigen Exemplaren herzustellen und verbreiten zu können, empfand Rudolf Hradil als wichtigen sozialen Aspekt. Seine Druckpresse steht heute in Salzburg in der Grafischen Werkstatt im Traklhaus, wo auch heute noch Künstler*innen ihre Ideen und Werke umsetzen. 1963 erhielt Hradil ein Stipendium am Österreichischen Kulturinstitut in Rom. Immer wieder kam er für längere Aufenthalte nach Paris zurück. In den 1970er Jahren reiste er nach Barcelona, Madrid, Istanbul und zum ersten Mal, mit dem Schiff, nach New York.

Angeregt durch den Bauhaus-Künstler Max Peiffer Watenphul[2] begann Rudolf Hradil sich ab 1964 mit der Aquarellmalerei zu beschäftigen und perfektionierte seine Technik der Farblithografie. 1969 heiratete er die Autorin, Übersetzerin und Lektorin Gundl Nagl (geb. 1939 in Wien, gest. 2023 in Wien). 1981 wurde Rudolf Hradil an die Internationale Sommerakademie für bildende Kunst (1953 von Friedrich Welz[3] und Oskar Kokoschka gegründete Schule des Sehens) berufen und leitete 1981, 1982 und 1984 die Radierklassen sowie 1989 die Klasse für Aquarellmalerei an der Internationalen Sommerakademie.

Hradils Bildwelten

Galerie Flak, Ausstellungsplakat, 2000

In Rudolf Hradils Bildern finden sich nicht nur Sehenswürdigkeiten, sondern vielmehr Details des modernen, technisierten Lebens. Als Flaneur wanderte er aus den Zentren an die Peripherien und in die Hafenanlagen und ließ sich dort vor allem für seine grafischen Arbeiten inspirieren. Vor Ort fertigte er Skizzen an und prägte sich Lichtstimmungen und Farbpaletten der jeweiligen Orte ein. Im Hotelzimmer oder erst später, wieder zuhause in seinem Atelier, vollendete er die Bilder.

In zahlreichen grafischen Mappenwerken, Zeichnungen, Aquarellen, Monotypien und Ölbildern gelang es ihm die Charakteristika von Städten und Landschaften einzufangen.

Seine besondere Liebe galt Rom, Venedig und Paris. In Paris faszinierte ihn, wie in Rom, das Nebeneinander historischer Gebäude und moderner Infrastrukturen und Technologien. Das Einander-Überlagern und das Ineinander-Dringen antiker, barocker und moderner Architektur und technischer Kürzel, Zeichen und Formen, regte den Künstler zum Darstellen an. Zahlreiche Reisen und Arbeitsaufenthalte führten ihn immer wieder nach Paris, wo er ab den 1970er Jahren in der Galerie Mansart und der Galerie Flak mit seinen Werken vertreten und in Ausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen präsentiert wurde.

Rudolf Hradil schuf in seinen Werken Sehnsuchtsorte. Es gelang ihm Stimmungen und die Atmosphäre des alltäglichen Paris und des französischen Lebens zu vermitteln, in einer Zeit, in der das Visualisieren von Alltags-Atmosphären von erstmals unscheinbar wirkenden Ecken einer Stadt oder Landschaft der Riviera (Cannes, Nizza, Cap Ferrat), oder der Provence (Lourmarin) noch nicht alltäglich war wie heute.

Für sein Lebenswerk wurde der Künstler mit zahlreichen Auszeichnungen geehrt. Am 25. Oktober 2007 starb Rudolf Hradil in Wien.

Der Künstler ist mit seinen Werken in zahlreichen öffentlichen und privaten Sammlungen im In- und Ausland vertreten.

Quellen und externe Links

Bibliografie

Mappenwerke

  • 1963 Bric à Brac (Radierungen)
  • 1979 Städteminiaturen (Radierungen)
  • 1985 Stadtprofile (Lithografien)

Literatur (Auswahl)

  • Rudolf Hradil. Aquarelle, Zeichnungen, Druckgraphik, mit e. Essay v. Gerhard Amanshauser, Oeuvrekatalog der Druckgraphik, Dr. Gundl Hradil, Residenz Verlag, Salzburg 1975.
  • Rudolf Hradil. Aquarelle, mit e. Essay v. Peter Rosei, Verlag Galerie Welz, Salzburg 1981.
  • Wieland Schmied: Rudolf Hradil. Städte und Landschaften, Verlag Galerie Welz, Salzburg 1988. (Erweiterte Neuauflage 1995)
  • Rudolf Hradil. Zeichnungen, mit Texten v. Matthias Boeckl, Otto Breicha u. Marco Lodoli, Residenz Verlag, Salzburg u. Wien 1993.
  • Rudolf Hradil. Ölbilder, mit e. Vorwort v. Nikolaus Schaffer u. e. Essay v. Matthias Boeckl, Residenz Verlag, Salzburg 1995.
  • Rudolf Hradil. La Poésie des villes, Ausstellungskatalog Mars 2000, Galerie Flak, Paris 2000.
  • Rudolf Hradil. Aquarelle. Stillleben Städte Landschaften, Verlag Callwey, München 2000.
  • Rudolf Hradil. Das Abenteuer des Strichs. Radierungen, mit Texten v. Gert Jonke, Gerhard Amanshauser u. Rudolf Hradil, Verlag Galerie Welz, Salzburg 2005.
  • Rudolf Hradil. Paris. Zeichnungen aus sieben Jahrzehnten, mit e.Text v. Peter Weiermair u. Zitaten v. Walter Benjamin, Edition Galerie Thomas Flora, Innsbruck 2010.
  • Rudolf Hradil. Aquarelle, mit e. Text v. Nikolaus Schaffer, Verlag müry salzmann, Salzburg 2019.

Filmporträts

  • 1980 Angelica Bäumer (Regie), ORF Wien: Porträt Rudolf Hradil
  • 1985 Helga Ripper (Regie), ORF Salzburg: Rudolf Hradil

Autorin

Andrea Löbmann

Onlinestellung: 21/08/2025